Die Gruppe anna-liese ärgerte sich bereits im Jahr 2001 über die Diskussion, AKWs sollten vor allem mit Blick auf drohende Flugzeugabstürze oder Terrorangriffe abgeschaltet werden. Zwar war der tagespolitische Kontext damals ein anderer, nämlich die Anschläge auf das World Trade Center in New York. Aber auch heute, m Kontext des Super-Gaus in Fukushima, brodelt diese Diskussion wieder hoch. Es lohnt sich also, sich die Argumente von anna-liese noch einmal zu vergegenwärtigen, auch angesichts des neuerlichen Störfalls im AKW Philippsburg. anna-liese schreibt 2001:
„Wesentlich realistischer erscheint es da, dass ein ‘adretter, gut rasierter und loyaler’ Ingenieur eines deutschen AKW einen Gau herbeiführt, oder kurz: Wer solche Ingenieure hat braucht keine Selbstmordattentäter mehr.
Als wollten sie diese These stärken, liefern die Ingenieure des AKW Philippsburg […] ein Meisterstück kraftwerkstechnischer Minderleistungen, und dies in einer Weise, dass selbst die rot/grüne Bundesregierung den Kraftwerksblock [2001 vorübergehend] stilllegen musste. Mehrere Wochen wurde Kraftwerksleistung ‘Normalbetrieb’ fortgeführt, obwohl es im Falle des Falles keine Möglichkeit bestanden hätte die Anlage herunter zu fahren.
Fast erinnert dieses Vorgehen an die Ignoranz mit der die Belegschaft der Kraftwerkes Biblis B im Dezember 1989 zwei Schichten lang eine rote Warnlampe geflissentliche übersah, bis der Reaktor nur durch ein absolut illegales und halsbrecherisches Manöver vor einer `Leistungsexkursion`, sprich einem Gau bewahrt werden konnte. Für jedes AKW in der brd ließe sich eine Liste von mehreren hundert Störfällen aufstellen. Angesichts dieser Störfälle erscheint es wahrscheinlicher, dass es in den Jahren bis zur Stilllegung des letzten AKW in der brd […] durch menschliches oder technisches Versagen zu einem schweren Störfall in der brd kommt, als durch islamistische Selbstmordattentäter: Majak, Harrisburg, Tschernobyl und Tokaimura haben uns dies eindrücklich vor Augen geführt.
Gefahr erkannt, Problem gebannt?
Die Tatsache, dass es erst eine Gefahr von außen braucht, um in der brd eine ernsthafte Debatte über die sofortige Stillegung aller Atomanlagen zu führen, wirft ein bezeichnendes Licht auf die gesellschaftliche Verfassung dieses Landes. Tatsache ist dass Tag für Tag große Flächen im Trikont im Zuge des Uranabbaus verseucht werden (mehr als 80% der Radioaktivität bleibt im oberirdisch gelagerten Abraum), Tag für Tag werden in den WAAs La Hague und Sellafield radioaktive Abwässer in die Irische See entlassen, die es mittlerweile ermöglichen, Meeresströmungen sehr präzise mit dem Geigerzähler zu bestimmen. Tauben, die auf dem Gelände der WAAs nisten, stellen fliegenden Atommüll dar. Der ‘Normalbetrieb’ ist Störfall, dies alles ist seit Jahr und Tag bekannt. Es gibt also viele Gründe die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen zu fordern, die Bedrohung durch Islamistische Selbstmordattentäter gehört zu den schlechtesten. “