Zum Artikel „Risikobewertung unter Medieneinfluss“ (Atomforum)

Uran Utan am Brandenburger TorAus gegebenen Anlass eine Antwort von Prof. Dr. Uran Utan auf den – mit Verlaub – wissenschaftlich höchst fragwürdigen Beitrag des Kollegen Prof. Dr. Hans Mathias Kepplinger: „Risikobewertung unter Medieneinfluss“ auf kernenergie.de – der Webseite vom Deutschen Atomforum.

Prof. Dr. Uran Utan hat sich den Titel nur geborgt und ist in erster Linie Anti-Atom-Aktivist_in, u.a. in der Kampagne „Atomlobby treffen – Atomforum blockieren“. Prof. Dr. Hans Mathias Kepplinger ist Professor für Empirische Kommunikationsforschung am Institut für Publizistik der Universität Mainz, was angesichts seiner Argumentation die Freund_innen des Wissenschaftsstandortes Deutschland beunruhigen dürfte.

Wenn ein Professor für Empirische Kommunikationsforschung für die Atomlobby einen Artikel schreibt, steht immerhin das Resultat schon mal fest: Am Ende soll die Quintessenz stehen, dass Atomkraftwerke sicher sind und die Risiken zu vernachlässigen. So auch beim Kollegen Prof. Dr. Hans Mathias Kepplinger.

Er beginnt seinen Artikel für die Atomlobby fulminant: „Weltweit sterben weit mehr Menschen bei Verkehrsunfällen als bei Flugzeugabstürzen.“ Wer hätte das gedacht. Vor die Frage gestellt, was das mit Fukushima und AKW allgemein zu tun hat, müssen sich die Leser_innen durch eine eher fragwürdige Argumentation hangeln. Diese ermüdende Arbeit nehme ich ihnen als Uran Utan gerne ab und präsentiere die zwei zentralen Stützpfeiler der Argumentation:

Argument 1:

“Die weitgehende Vernachlässigung der Wahrscheinlichkeit von Todesursachen hat vermutlich stammesgeschichtliche Ursachen: Das Denken in Wahrscheinlichkeiten ist erst wenige hundert Jahre alt und hat die Masse der Bevölkerung bis heute nicht wirklich erreicht. […] Noch immer beurteilen wir die Größe von Gefahren durch die Verallgemeinerung von typisch und in diesem Sinn repräsentativ erscheinenden Beispielen, die im statistischen Sinn aber nicht repräsentativ sind, weil es sich um auffällige und entsprechend seltene Sonderfälle handelt.”

Will sagen: Stammesgeschichtlich war es ja so, dass, nur weil der Opa vom Mammut totgetrampelt wurde, alle Angst vor dem Mammut hatten. Auch wenn es statistisch unwahrscheinlich war, selbst auch vom Mammut totgetrampelt zu werden. Weil es eben damals noch keine Statistik-Vorlesung gab.

Auch heute sind die Kenntnisse der Bevölkerung in Sachen Statistik dem Kollegen Kepplinger folgend mangelhaft, weshalb alle denken, dass ein AKW tatsächlich in die Luft gehen könnte, nur weil in Japan eins in die Luft geflogen ist.

Das Problem der mangelnden Statistik-Kenntnisse speziell der deutschen Bevölkerung führt dann unmittelbar zu Problem und

Argument Nr. 2:

Die Medien nutzen nämlich die Unkenntnis der Bevölkerung in Sachen Statistik schamlos aus. Sie sind quasi der Hammer in der Hand der Anti-Atom-Bewegung, der auf die schutzlose Atomlobby eindrischt:

“Legt man ihre Parteipräferenzen zugrunde, dann lehnen die meisten deutschen Journalisten die Kernenergie ab. Dies führt zu einer Kombination von objektiven Ereignismerkmalen und subjektiven Sichtweisen, die die hiesige Berichterstattung prägt. Die Medien berichten hierzulande ungeachtet der geringen Wahrscheinlichkeit von Reaktorunfällen auch dann umfangreich darüber, wenn die Schäden minimal sind.”

Liebe Medien, das ist nicht nett! Haltet inne und bedenkt die Worte des Professors! Die Schäden in Fukushima sind minimal, also berichtet bitte über irgendwas, aber nicht über Atomkraft.

“Die Folgen sind hoffensichtlich (Fehler im Original, vl. aber auch beabsichtigt; O.U.): Weil die Medien in Deutschland intensiv, anschaulich und verallgemeinernd über solche Ereignisse berichten, löst ihre Berichterstattung hierzulande Angst aus und zwar unabhängig von den realen Gefahren der Kernenergie in der Umgebung der Leser, Hörer und Zuschauer.”

Tja. Wären die Statistik-Kenntnisse der Bevölkerung nicht so grottenschlecht, würde die Bevölkerung nicht ihrer Urinstinkten folgen, sondern der Statistik, könnten die Atomkonzerne ihre Gelddruckmaschinen in Ruhe weiter betreiben. Auch nach Fukushima.

So denkt also Prof. Dr. Hans Mathias Kepplinger. Und solche Gedanken können eine Wissenschaft, die gerne berechnet und mit Herrschaftstechnologie rumhantiert, natürlich kirre machen. Gut, dass ich dieses Problem als Uran Utan nicht habe.

Mit Blick auf die Jahrestagung Kerntechnik, die das Atomforum nächste Woche im Berliner bcc veranstalten will, bestätigt der Artikel meinen Eindruck: völlig überflüssig.

Mein Fazit: Mehr Bananen, mehr Blockaden!
Atomforum einwickeln.
Herzliche Grüße
euer Uran Utan

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