Herbst-Seminar BUKO Arbeitsschwerpunkt Gesellschaftliche Naturverhältnisse 2011 in Kooperation mit der Rosa Luxemburg Stiftung, 14. – 16. Oktober 2010, Gasthof Meuchefitz
Mit den Ereignissen in Fukushima ist die Frage nach der Gestaltung der Energiesysteme mehr denn je in den Mittelpunkt gesellschaftlicher Auseinandersetzungen gerückt. Vorläufiges Ergebnis ist ein neuer Atomausstiegskonsens bis zum Jahr 2022. Gleichzeitig wird der Bau neuer Kohlekraftwerke angestrebt und umgesetzt, die Technologie der Kohlenstoff-Abscheidung und Speicherung (CCS) soll vorangetrieben werden und ab 2013 soll der Handel mit CO2-Zertifikaten innerhalb der EU etabliert sein. Auf eine Abkehr von der fossilen Energiegewinnung und von den herrschenden zentralisierten Energieverhältnissen in naher Zukunft lässt all dies kaum schließen.
Nach wie vor stellt sich die Frage: werden in einem grünen Kapitalismus herrschaftliche Auswege aus der Vielfach-Krise gestaltet? Welchen Stellenwert haben internationale Großereignisse wie die Klimakonferenz in Durban im Dezember 2011 und die Rio-20-Konferenz im Juni 2012? Welche Möglichkeiten haben emanzipatorische Alternativen sich durchzusetzen, ohne die Gefahr zu laufen, vom herrschenden System integriert zu werden?
In diesem Seminar des BUKO-Arbeitsschwerpunkts Gesellschaftliche Naturverhältnisse soll insbesondere die gegenwärtig hegemoniale Energiepolitik zum Anlass genommen werden, um die Durchsetzungschancen und -modi eines grünen Kapitalismus genauer zu bestimmen. Emanzipatorische energiepolitische Alternativen werden mit der Förderung von Kohle- und (auch immer noch) Atomstrom und Mechanismen wie CO2-Handel und CCS-Speicherung konsequent ausgeblendet. Diesen Alternativen, wie auch dem vielfältigen Widerstand sozialer Bewegungen – beispielsweise gegen den Ausbau des Kohlesektors und gegen das, trotz bundesdeutschem Ausstiegsszenario, weltweite Festhalten an Atomkraft – wird sich das Seminar widmen.
Im Vorfeld der Rio+20-Konferenz, die im Jahr 2012 stattfinden wird, soll die Kritik an der Etablierung eines grünen Kapitalismus anhand der Energiefrage präzisiert werden. Insbesondere geht es um die Infragestellung bestehender Produktions- und Lebensverhältnisse im globalen Norden und ihre Ausbreitung in Teilen des globalen Südens.
Lange vernachlässigt möchten wir mögliche Interventionspolitiken des Arbeitschwerpunktes ausloten. Dazu wird es einen Rückblick auf frühere politische Praktiken, u.a. aus dem Zusammenhang der Nachhaltigkeitskritik, geben. Hier geben die Green Economy Ziele der Rio-Nachfolgekonferenz viel Anlass, Interventionen neu zu gestalten.