Aufruf: „Schiffe der Solidarität- das Sterben in Mittelmeer stoppen“

„Schiffe der Solidarität- das Sterben in Mittelmeer stoppen“ – so lautet der deutsche Titel einer transnationalen Initiative, mit der die dramatische Situation von Flüchtlingen und MigrantInnen zwischen Nordafrika und Südeuropa in den kommenden Wochen verstärkt zum öffentlichen Thema gemacht werden soll. Ab September wollen Gruppen aus Europa und Nordafrika aus Solidarität mit den Boatpeople Schiffe in die Meerenge zwischen Libyen/Tunesien und Italien/Malta schicken.

Über 2000 Menschen sind allein seit Beginn des Jahres auf dem Mittelmeer ertrunken oder verdurstet, Tausende stecken verzweifelt in Wüstenlagern wie dem tunesischen Choucha fest. Sie haben kaum eine andere Hoffnung als zu versuchen, sich in überfüllten Booten auf den Weg Richtung Europa zu machen.

Hierzulande hatten Pro Asyl, Medico International und Borderline Europe sowie die Netzwerke Afrique-Europe-Interact und Welcome to Europe in den letzten zwei Monaten mit Interviews der Betroffenen die Situation dokumentiert und in einem gemeinsamen Appell die sofortige Aufnahme von Flüchtlingen gefordert:

„Die Stimmen von Choucha stehen für das verzweifelte Aufbegehren gegen eine Politik der flagranten Menschenrechtsverletzungen, wie sie sich tagtäglich an vielen Brennpunkten der europäischen Außengrenzen abspielen. Ein Bruch mit dieser Politik ist notwendig, um das Sterben auf See und in der Wüste zu beenden. Die Demokratiebewegungen in Nordafrika bieten die Chance für einen Neuanfang. Statt tödlicher Ausgrenzung und grotesker Bedrohungsszenarien muss Offenheit und Solidarität die Zukunft des mediterranen Raumes prägen. Es braucht Brücken statt Mauern für ein neues afrikanisch-europäisches Verhältnis, damit Europa ein Raum wirklicher Freiheit, allgemeiner Sicherheit und der gleichen Rechte für Alle wird.“

Doch deutsche wie europäische Regierungen lehnen die Aufnahme von Flüchtlingen rigoros ab. Vielmehr häufen sich Aussagen von Überlebenden, dass die Rettung von Bootsflüchtlingen bzw. die Aufnahme Geretteter bewusst verweigert und deren Tod offensichtlich in Kauf genommen wird. Die EU setzt auf Abschreckung und verstärkt den Druck auf die (Übergangs-)Regierungen der nordafrikanischen Länder, ihre Küsten lückenlos zu kontrollieren und mit der europäischen Grenzschutzagentur Frontex zusammen zu arbeiten. Bei Nichterfüllen dieser Wachhund-Rolle werden Wirtschaftsabkommen verweigert – egal, wie sehr z.B. Länder wie Tunesien mit der Aufnahme von etwa einer halben Million Flüchtlingen überlastet sind.

Vor diesem Hintergrund planen Organisationen und Netzwerke, die Gruppen aus Frankreich, Belgien, Italien, Nord- und Westafrika und auch aus Deutschland umfassen, eine Aktion der Solidarität: Ab September sollen ein oder mehrere Boote starten, um ein Monitoring zwischen der libysch-tunesischen Küste und den Inseln Lampedusa und Malta einzuleiten, Öffentlichkeit über die Vorgänge auf dem Meer herzustellen und im Notfall auch Betroffene zu retten. Diese Initiative benötigt und sucht breite und prominente Unterstützung. Nachfolgend die erste vom Netzwerk Migreurop veröffentlichte Ankündigung.
In Deutschland hat sich mittlerweile eine Arbeitsgruppe gebildet, die in den kommenden Wochen regelmäßig über den Stand der Schiffs-Initiative informieren und die hiesige Beteiligung und Unterstützung des transnationalen Projektes zu koordinieren versucht.
Wer genauere und aktuelle Informationen erhalten oder auf lokaler, bundesweiter oder auch internationaler Ebene mitarbeiten möchte, melde sich bitte bei der folgenden Adresse:
choucha-appell@antira.info

Choucha-Online-Appell unter:
http://www.medico.de/themen/menschenrechte/migration/dokumente/choucha-appell/4021/

Weitere Informationen unter:
http://www.afrique-europe-interact.net/

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