Also von Büchern zu den Plakaten sozialer Bewegungen waren wir schon in der Vergangenheit immer ganz entzückt. Beispielsweise von den zwei Bänden des AutorInnen-Kollektivs HKS13. Die Anti-Atom-Bewegung spielte darin, was ja nicht schlimm ist, allerdings nicht die erste Geige.
Das ist beim Buchprojekt „Strahlende Plakate“ von WISE und der Laka-Stiftung anders (Infos zu den Herausgeberinnen siehe unten). Es erschien vor einigen Monaten im Unrast-Verlag und ist mittlerweile in gut sortierten linken Buch- und Infoläden erhältlich (oder direkt beim Verlag).
Die beiden Institutionen der Anti-Atom-Bewegung haben fleißig gesammelt – in Archiven und Plakatsammlungen in über 40 Ländern. Vor dem Hintergrund der aktuellen hiesigen Anti-Atom-Bewegung, die sich ja viel mit Castor-Transporten rumschlägt und – abgesehen von Mobilisierungen einiger Gruppen zum Thema Uran – Internationalismus nicht immer explizit macht, ist gerade diese Perspektive spannend. Das Buch lenkt den Fokus darauf, dass die Anti-Atom-Bewegung immer eine weltweite Bewegung war und zeigt die vielen bunten (naja, mitunter auch düsteren, in Einzelfällen auch nicht unbedingt schönen und politisch fragwürdigen) Fußabdrücke, die sie hinterlassen hat.
Die Plakate im Buch sind zunächst nach Themen geordnet und folgen dem atomaren Brennstoffkreislauf. Angefangen von Plakaten gegen Uranabbau, gegen die Uranverarbeitung, gegen AKW-Bauten, gegen die Wiederaufarbeitung, gegen Atommülltransporte, gegen Endlagerprojekte. Die Parolen der Plakate wurden dabei dankenswerterweise übersetzt.
Das Durchblättern des Buches macht den weltweite Wahnsinn der Atomenergienutzung noch einmal gut deutlich. Es weist auch auf die langen, zum Teil erfolgreichen, zum Teil verlorenen Kämpfe einer meist ziemlich heterogenen Bewegung hin. Beim Durchblättern stößt man allerdings auch, wie schon angedeutet, auf Verbildlichungen, die innerhalb der Anti-Atom-Bewegung selbst immer auch umstritten waren. Anke Schwarzer hat in ihrer Buchbesprechung in der aktuellen ak darauf hingewiesen.
So werden mit relativ großer Regelmäßigkeit traurig guckende Kinder gezeigt, der politische Gegner erscheint mitunter als Geldsack mit Zigarre im Mund – die Kritik wird also wenig emanzipatorisch verkürzt auf die Kritik an geldgierigen Atombossen –, der Dualismus Krankheit/Gesundheit spielt eine wichtige Rolle etc. Um nicht falsch verstanden zu werden: Das diese Plakate im Buch auftauchen, ist gut. Nur müssen solche Bilder und ihre Wirkung auch reflektiert werden, was das Buch nicht leistet.
Nichtsdestotrotz können wir das Buch allen ans Herz legen, die sich für die weltweite Anti-Atom-Bewegung interessieren und neugierig sind, was diese in den letzten Jahrzehnten so alles gemacht, verhindert, skandalisiert, getrieben hat.
WISE/ LAKA (Hg.): Strahlende Plakate Eine Sammlung von Plakaten der weltweiten Anti-Atom-Bewegung. Ausstattung: br., 192 Seiten, Preis: 19.80 Euro, erschienen im Unrast-Verlag Münster 2011 – ISBN: 978-3-89771-515-8
World Information Service on Energy (WISE) unterstützt Aktivisten auf der ganzen Welt mit wichtigen Informationen und Know How zum Thema Atomenergie. WISE bringt 20 Mal pro Jahr die internationale Zeitschrift“ Nuclear Monitor” heraus.
Die Laka Foundation ist ein Dokumentations- und Forschungszentrum über Atomkraft. Laka veröffentlicht regelmäßig Forschungsartikel über die unterschiedlichsten energiepolitischen Themen und trägt regelmäßig zu der Zeitschrift Nuclear Monitor bei. Ihr Archiv umfasst eine riesige Sammlung mit Materialien von Anti-Atom Gruppen aus der ganzen Welt, inklusive Plakaten.