Von Ausstieg kann gar keine Rede sein!

logo #1Liebe Anti-Atom Interessierte. Viele wissen es schon, andere ahnen es. Manche wissen es sogar ganz genau: Der “Atomausstieg” der letztes Jahr nach Fukushima ausgerufen wurde, ist eine fette, feiste Mogelpackung. Und das nicht nur, weil die Kraftwerksbetreiber_innen für die verbleibenden Reaktoren eine quasi Weiterbetriebsgarantie bis 2022 erhalten haben… wie die Abbildung hier zeigt:

Pseudoausstieg_Laufzeitdiagramm

Selbst wenn die Kraftwerke schon heute stillgelegt wären: Die Atomlobby sitzt weiter fest im Sattel und in den Hirnen von Politiker_innen. Mit Atomtechnik werden alle Sorten Geschäfte gemacht, ob Kraftwerkbau deutscher Unternehmen im Ausland, Hermes-Kreditbürgschaften für Reaktorprojekte, Urananreicherung und Brennelementherstellung (beides in Deutschland), Staatsgelder für Forschung im Atomsektor (bspw. Euratom) oder der Forschungsreaktor in Berlin Wannsee…

Wir wollen hier mal anfangen, Infos zusammen zu stellen (einen guten Text zum Thema könnt ihr von unseren Hamburger Genoss_innen lesen – Noch lange nicht erledigt hier gibt es das pdf)…

Den Anfang macht die Exportindustrie um Anreicherung von Uran und Herstellung von Brennelementen:

Urananreicherung in Gronau

Uran anzureichern ist die Voraussetzung es für Kraftwerke nutzen zu können (oder für Atomwaffen). Die Technik ist ein wichtiger Machtfaktor, nur acht Länder verfügen über Urananreicherungsanlagen (UAA): Die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates (USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien) weiter Japan, die Niederlande, Deutschland und der Iran.

Die “deutsche” UAA steht in Gronau (Westfalen), sie wird von URENCO betrieben. Ihre Kapazität wurde in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut. Sie reicht aus, um 21 große Atomkraftwerke mit angereichertem Uran zu versorgen. Derzeit wird daran gearbeitet, die Kapazitäten weiter zu erhöhen, um letztlich die Versorgung von 31 Kraftwerken zu gewährleisten. Damit können etwa elf Prozent des Uranbedarfs auf dem nuklearen Weltmarkt gedeckt werden. Bei der Anreicherung fallen auch große Mengen abgereicherten Urans an. Allein zwischen 1996 und 2008 wurden aus Gronau rund 27 300 Tonnen dieses »strahlenden Mülls« nach Russland exportiert, wo er in rostenden Fässern unter freiem Himmel lagert (siehe dazu auch eine kleine Anfrage zu Gronau hier).

Herstellung von Brennelementen

Im niedersächsischen Lingen wird seit 1979 und auch in Zukunft für den nationalen und internationalen Nuklearmarkt produziert. Dort befindet sich eine Brennelementfabrik desr Firma Advance Nuclear Fuels die früher zu Siemens, heute zu Areva NP, gehört. Brennstäbe für Druck- und Siedewasserreaktoren werden dort hergestellt.  Seit 2008 konnte die Leistung der Brennelementfabrik von 650 auf 800t erweitert werden. Schon mit der Leistung
von 2008 konnten 25 AKW versorgt werden und damit mehr AKW als in Deutschland jemals gleichzeitig am Netz waren. Ein Großteil der Atomtransporte die über bundesdeutsche Häfen und Straßen gehen, führen nach Lingen oder von dort weg. Die Brennelementfabrik in Lingen bleibt vom sog. Atomausstieg gänzlich unberührt und strebt eine weitere Expansion auf dem Weltmarkt an.

Kleines Fazit

Auch ohne die politisch strittigen Reaktoren auf eigenem Boden stehen zu haben werden in Deutschland essentielle Teile für den Betrieb von Atomanalgen hergestellt und das in durchaus großem Stile. Der Abbau des Urans wäre ebenso politisch konfliktreich (Stichwort Folgen des Uranabbaus Abbaus in Thüringen – Wismut) – man macht das also lieber in Gebieten wie bspw. in Südafrika, Kanada oder Australien. Auch den Müll bringt man nach Russland – noch mehr Gorleben wollen Politik und Atomlobby lieber nicht. Natürlich ist trotzdem jedes abgeschaltete AKW ein Fortschritt. Vor dem Hintergrund des gesagten, ist der Entscheid, die alten AKW irgendwann abzuschalten (und vorerst keine neuen AKW in der BRD zu bauen), als eine politische-strategische Entscheidung zu sehen. Eine Entscheidung die viel Raum fürs Weitermachen in der Atomtechnologie lässt.

Weiteres

Der nächste Artikel befasst sich mit den Aktivitäten der Atomlobby im Ausland, sowie der Finanzierung von Forschung und Bauvorhaben aus Regierungsgeldern…

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