Das AAP fragt, das Deutsche Atomforum antwortet nicht [Exklusiv-Interview]

Uns war eigentlich klar, dass das Deutsche Atomforum überflüssig ist. Aber wir sind nette Menschen und wollten dem Präsident der Atomlobby nach der atomaren Katastrophe in Fukushima ein paar Nachfragen stellen. Unser Fazit: Wir können die “Jahrestagung Kerntechnik”, die das Deutsche Atomforum ab dem 16. Mai in Berlin veranstalten will, mit dem besten Gewissen blockieren. Hier das Interview mit Ralf Güldner:

Anti-Atom-Plenum Berlin: Warum hat’s so lange gedauert bis Sie mit uns geredet haben?
Güldner: Ich kann das so nicht nachvollziehen, ob es wirklich lange war, weil ich habe seit Japan einen Medien-Marathon absolviert. Ich bin auch Präsident des deutschen Atomforums und daher immer in Talkshows und im Fernsehen unterwegs gewesen. Die Anfrage vom Anti-Atom-Plenum ist Dienstag bei mir angekommen und heute haben wir Donnerstag.
Herr Dr. atomic Güldner, haben sie Zweifel am Handelns der Bundesregierung? Wie bewerten Sie die Lage?
Güldner: Das ist eine sehr unübersichtliche Gemengelage. […] So etwas gab es noch nicht einmal unter Rot-Grün. Es war lange Usus, dass bei politischen Entscheidungen die Energiebranche konsultiert wurde.
Wer entscheidet denn nach ihrer Meinung über die Energiepolitik?
Güldner: Wir haben die Situation, dass wir mit der Laufzeitverlängerung eine neue Gesetzeslage geschaffen haben, und das ist ja nicht nur eine Absichtserklärung der Bundesregierung, sondern es sind Gesetze dazu erlassen worden.
Sie haben gerade die vom Deutschen Atomforum geplante Podiumsdiskussion „Castor, Stuttgart 21, Datteln: Bleibt der Rechtsstaat auf der Strecke?” einfach abgesagt. Es sollte um die Frage gehen, „ob der deutsche Rechtsstaat noch über die geeigneten Mitteln verfügt, um Großprojekte zu realisieren“. Warum die Absage der Veranstaltung?
Güldner: Grrmmmpf.
Sind sie ein bisschen aufgeregt? Wie soll es denn jetzt weitergehen mit ihrem Scheißverein?
Güldner: Ich glaube, dass nach der Landtagswahl wieder mehr Sachlichkeit in die Debatte zurückkehren kann. […] In anderen Ländern hat man beschlossen, in Ruhe die Dinge zu analysieren. […] Ich glaube, dass das eine Vorgehensweise ist, zu der wir auch in Deutschland kommen sollten.
Wie viele Millionen Euro Gewinn am Tag macht denn nun so eine Gelddruckmaschine?
Güldner: Den Gewinn können Sie aus mir nicht raus locken.
Wieso denn nicht? Haben sie Geheimnisse?
Güldner: Den Gewinn können Sie aus mir nicht raus locken.
Wie sicher sind bspw. die Atomanlagen rund um Hamburg?
Güldner: Wir sind hier auf der sicheren Seite.
Der GAU in Fukushima zeigt: Die Atomkonzerne gehen über Leichen und nutzen eine Technik, die sich nicht beherrschen lässt. Kann er das Ende des Atomzeitalters einläuten?
Güldner: Nein, die Situation in Japan ist ein einmaliges Ereignis.
Was fällt ihnen zum Begriff Restrisiko ein?
Güldner: Wenn man das Japan-Ereignis nimmt, dann sieht man, dass die Natur auf das Einfluss nimmt, was wir als Menschen gemacht haben. Wir müssen uns auf die Natur einlassen. Das haben wir hier in Deutschland getan. Dann gibt es Sachen, die sind ins Restrisiko gegangen.
Wir müssen uns auf die Natur einlassen? Was meinen sie damit?
Güldner: Wir haben unterschiedliche Notstromdiesel-Quellen.
Wer zahlt eigentlich, wenn es zum GAU kommt?
Güldner: Es ist meine Überzeugung, dass wir solche Ereignisse in Deutschland ausschließen können.
Das war aber nicht die Frage. Wer zahlt beim GAU?
Güldner: Ich lebe mit meiner Familie auch in der Nähe solcher Anlagen, ich gehe davon aus, dass ein solches Szenario nicht auftritt.
Das war nicht die Frage. Wer zahlt beim GAU? Wer zahlt bspw. in Japan?
Güldner: Wir haben hohe nicht unwidersprüchliche Zahlen zu Strahlung und eben auch zu den Kosten, die durch die Schäden verursacht worden sind.
Soso, nicht unwidersprüchliche Zahlen. Sie wollen sagen, dass sie nicht wissen, wer beim GAU zahlt?
Güldner: Ich lebe mit meiner Familie auch in der Nähe solcher Anlagen, ich gehe davon aus, dass ein solches Szenario nicht auftritt.
Würden sie sagen, die BRD ist angesichts der Milliarden an Subventionen für die Atomkonzerne, angesichts des polizeistaatlichen Vorgehens bei Castor-Transporten und angesichts der massiven Einflussnahme der Atomlobby auf die Energiepolitik ein Atomstaat?
Güldner: Das dürfen Sie nicht mich fragen, das müssen Sie eigentlich die Bundesregierung fragen.
Wird jetzt eigentlich diese jämmerliche Postkarte wieder aufgelegt, die ihr Scheißverein, das Deutsche Atomforum, vor der letzten Bundestagswahl massenhaft verteilt hat? (Willst du wirklich mit mir Schluss machen?)
Güldner: Das ist schwer zu sagen.
Okay, dann fahr zur Hölle, blöder Atom-Arsch!
Güldner: Bitte sehr! Auf Wiederhören.

Fragen:  Anti-Atom-Plenum Berlin
Antworten: Dr. blend a dent atomic Güldner, Deutsches Atomforum*

*Quellen

Süddeutsche Zeitung Radio Hamburg DeutschlandradioSpiegel

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